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Nessie Tausendschön mit dem Besten aus all den Jahren
Kabarettistin spielt mit Gitarrist William Mackenzie im Kaisheimer Thaddäus. Ein roter Faden war nicht zu erkennen, doch die Zuschauer waren begeistert.
Donauwörther Zeitung Nr. 106 vom 08. Mai 2024 * Von Helmut Bissinger*
Nessie Tausendschön trat zusammen mit Gitarrist William Mackenzie im Thaddäus in Kaisheim auf. Foto: Helmut Bissinger
Kaisheim Als sie das erste Mal zur Kleinkunstbühne Thaddäus nach Kaisheim kam, war sie mit Betreiber Jürgen Panitz Steinpilze sammeln. Wann das war, blieb beider Geheimnis. Mit ihrer Wertschätzung für die „kleine Bühne beim Gefängnis“ hielt Nessie Tausendschön nicht zurück, als sie nun wieder einmal zu Gast war. „Wir präsentieren heute Abend die besten Stücke aus all den Jahren“, kündigte die Kabarettistin an. Musikalisch begleitete sie der virtuose Gitarrist William Mackenzie.
„Tausendschön“ ist eine der vielen Bezeichnungen, die der Volksmund für das bescheidene Gänseblümchen kennt. Allerdings ist „das kabarettistische Naturereignis“, wie sie auch schon mal in einer Laudatio bei einer Ehrung genannt wurde, alles andere als ein kleines, unscheinbares Mauerblümchen. Sie punktet mit einer begeisternden Mischung aus Kabarett, Gesang, Musik und Tanz. William Mackenzie erwies sich als stimmiger musikalischer Begleiter mit Gitarren und Elektrobass.
„Ich kann es immer wieder nur sagen: Gehen Sie ins Kabarett. Da können sie noch echte Menschen sehen, die auch den Genitiv kennen“, begann die 1963 als Annette Maria Marx in Hannover geborene Künstlerin. „Wir gehen gleich ins Volle“, verspricht sie. Damit meint sie den Song „Die wunderbare Welt der Amnesie“, das Lied vom Vergessen. „Manchmal“, so überlegt sie, „sind diejenigen glücklich, die ohne Hirn sind“.
Nessie Tausendschön hat, wie sie selbst sagt, eine Zunge wie eine Reitpeitsche, als Sängerin aber eine Stimme wie ein Engel. Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass 30 Jahre Bühnen-Dasein an Frau Tausendschön auch nicht spurlos vorüber gegangen sind: Sie ist Trägerin des Deutschen Kleinkunstpreises und des Salzburger Stiers. Was sie heute ist? Die Antwort gibt sie wortgewandt: „Eine Amüsierdame, eine Lustigkeitshure, eine Witzeprostituierte, eine Spaßkurtisane, eine Joke-Bitch, eine Juxnutte, ein Ulk- Gallgirl, oder neudeutsch: eine Joke Account Facility Managerin."
Viele bekamen ihr Fett weg. Altbundeskanzler Gerhard Schröder wegen seiner Nähe zu Russland zum Beispiel. Brillant eine andere Szene, die so manche und so manchen im Publikum leicht verstört zurückließ: der verbale Ausflug als Sportreporterin. Dabei kreierte Tausendschön eine neue Sportart und nannte sie die „Europameisterschaften im Kunstvögeln“. Minutenlang schilderte sie die zwielichtigen Titelkämpfe, ohne Luft zu holen und mit schonungsloser Detailverliebtheit.
Nessie Tausendschön ist mehrfach „abgeschwiffen“ an diesem Abend, ein roter Faden war nicht zu erkennen. Mit ihrer unwiderstehlichen Art hat sie das Thaddäus-Publikum mühelos für sich gewonnen. Das „schöne Geräusch“ (so nennt sie den Applaus) dauerte jedenfalls lange. Sollte das Thaddäus eine Zukunft haben, muss sie wiederkommen. Aber dann möglichst im Herbst, wenn in den Wäldern um Kaisheim wieder Steinpilze sprießen.
Django Asül bringt das Thaddäus zum Beben
Der niederbayerische Kabarettist lässt die Besucherinnen und Besucher mit kluger Gesellschaftsanalyse ebenso lachen wie nachdenken. Hier sind ein paar Kostproben.
Donauwörther Zeitung Nr. 87 vom 15. April 2024 * Von Elke Böcker *
Gestenreich, wortgewandt und klug: Django Asül im Thaddäus. Foto: Elke Böcker
Kaisheim Auch Django Asüls zweiter Abend im „Weltpremierenhaus Thaddäus“ von Kaisheim war restlos ausverkauft! Kein Wunder: Auf der Bühne stand - quecksilbrig wie immer - eben jener Publikumsliebling aus Hengersberg bei Passau. Der längst bundesweit erfolgreiche Kabarettist hält auch den kleinen Bühnen die Treue, worüber sich Gastgeber Jürgen Panitz freute und mit ihm die begeisterte Zuhörerschaft."Totales Bamberger Cabaret" gestaltet urkomischen Abend im Thaddäus
Die Kulttruppe "Totales Bamberger Cabaret" schlägt Strom aus einem "Aggrogat" vor und einen fränkischen Integrationskurs. Was dahintersteckt.
Donauwörther Zeitung Nr. 48 vom 27. Februar 2024 * Von Elke Böcker *Sketche, Parodien und Songs: Die Geheimwaffen des TBC zeigten auch im Thaddäus-Saal große Wirkung. Foto: Elke Böcker
Kaisheim Mehr als 300 Gäste erlebten mit dem „Totalen Bamberger Cabaret“ (TBC) einen urkomischen Abend im wunderschönen Thaddäus-Saal. Zu Gast war die fränkische Kultgruppe mit den beiden Alt-Machern Georg Koeniger und Florian Hoffmann und erstmalig mit dem Mittelfranken Martin Hanns. Auf dem Programm stand, wie schon im vergangenen Jahr: Spaß! - Warum? „Macht ja sonst keiner!“ - So lautet das Programm der wilden Truppe.
Deren bunte, die Lachmuskeln wirklich strapazierenden Sketche, Songs und Parodien reichten vom aktualisierten Wortwitz - Wenn du keine Kohle hast, musst du Geld für Wärme pumpen - bis hin zu einer beinahe genialen Solo-Darstellung der verzweifelten Großbritannia. Die heftig dem Alkohol zusprechende und sich nach der EU sehnende Britannia mimte Georg Koeniger mit hinreißender Komik. Florian Hoffmann begeisterte unter anderem als fränkischer Polizist, der in seiner Notrufzentrale mit sämtlichen Märchenfiguren zu telefonieren hatte. Und der vielseitige Martin Hanns schien schon immer dazuzugehören, so geschmeidig fügte er sich in die Truppe ein und schlüpfte in sämtliche, zur Verfügung stehende Rollen. Außerdem wurde der erquickliche Abend durch eine gekonnte musikalische Umrahmung an diversen Instrumenten bereichert.
Bereits in der ersten Hälfte brachte die Künstler den Saal zum Kochen: Der Vorschlag Energie durch emotionsgeladene Fußballfans oder besser noch durch 300 wütende Thüringer in einem engen Bürgersaal zu gewinnen, versprach Erfolg. Mit dem „Aggrogat“ könne man Strom aus Stress, Energie aus dem Nichts, also mit aus der Luft gegriffenen Behauptungen, im „schnellen Wüter“ produzieren und Wutbürger seien doch ein nachwachsender Rohstoff, so das unnachahmliche Trio.
Sie erzählten von „König Markus“, gaben Regierungsdebatten ein ganz neues Format, angelehnt an die Fußballberichterstattung und gewährten Einblick in eine fränkische Familie, deren Sohn unverständlicherweise keinen Alkohol mag. Der „Fantatrinker“ sorgte für eine schreckliche Familienkrise und konnte sich auch niemanden „schön trinken“. Ganz besonders gelangen die sprachlich ungewöhnlichen Sketche. So eröffnete das Literatur- Gespräch ganz neue Dimensionen für den Buchmarkt, der sich „nach der Strecke decken muss“. Auch der fränkische Integrationskurs für Menschen aus dem nahen Westen, die die Arbeitsagentur Unterfranken unterstützen sollten, ließ kein Auge trocken. Im Nu verflog der fantastisch komische Abend - in der „Lachbarkeitsstudie“ erhielten die drei Künstler auf jeden Fall volle Punktzahl!
Weiter geht's in Kaisheim am 1. März mit Stefan Waghubinger und am 8. März mit Christian Maier. Weitere Infos unter www.kleinkunst-kaisheim.de