Ein Energiebündel mit 360 Grad Schokoladenseite begeistert in Kaisheim
Dave Davis nimmt im Kaisheimer Thaddäus Vorurteile mit Humor und versucht, den Deutschen afrikanische Lebensfreude zu vermitteln. Das kommt beim Publikum an.
Donauwörther Zeitung Nr. 101 vom 03. Mai 2023 * Von Daniel Weigl *
Dave Davis versprühte auf der Bühne im Kaisheimer Thaddäus pure Lebensfreude. Foto: Daniel Weigl
Kaisheim Dave Davis ist ein lebensfroher Mensch. Zumindest vermittelt dies der 50-jährige Rheinländer auf der Bühne der Kleinkunstbrauerei Thaddäus und will dem Kaisheimer Publikum ein bisschen dieser Lebensfreude mit nach Hause geben. „Wenn Ihr als Thermometer hier reinkamt, will ich, dass Ihr als Thermostat wieder hier rausgeht“, gibt Davis das Motto vor.
„Ruhig Brauner, Demokratie ist nichts für Lappen“ heißt das Programm, das Davis - der vielen aus dem Fernsehen mit seiner Figur des gut gelaunten Putzmannes „Motombo“ bekannt sein dürfte - mit nach Kaisheim gebracht hat. Das Programm hört sich auf den ersten Blick politischer an, als es ist. Dennoch verpackt der Kölner, mit Wurzeln aus Uganda, ein paar klare Botschaften und nimmt vor allem Vorurteile gegenüber Ausländern gnadenlos auf die Schippe.
Aber eines versteht der „Kölsche Jung“ bis heute nicht. „Ihr Deutschen lebt in den reichsten Ländern der Welt, sagt das mal eurem Gesicht!“ Die Afrikaner hingegen hätten nichts, seien aber glücklich. Davis versteht sich als „Terrorist der Lebensfreude“ und will den gestressten Deutschen ein bisschen Selbstvertrauen mitgeben. „Du bist königlich, du bist ne geile Sau“, predigt der Kabarettist dem Kaisheimer Publikum vor und warnt vor allem die Damen im Saal, sich nicht von dem Kapitalismus vorgegebenen Schönheitsbild aus Hochglanzmagazinen beeinflussen zu lassen. Schließlich sei die Realität eine völlig andere. „Die Models da drin sind so dünn, die kann man mit einem Teelicht röntgen, lacht Davis und ergänzt: „Ich blättere doch auch nicht in einem Arier-Magazin und denke mir: ‘Verdammt, bin ich schwarz!“
Davis beschreibt seinen Humor als kulinarisch ganzheitlich. Er mag es flach, aber auch geistreich. Die Flachwitze („Der amerikanische Rapper 50 Cent heißt bei der Inflation in Uganda 80 Dollar“ oder „Der hatte zwei linke Füße, darum trägt er im Sommer Flop- Flops“) dominieren an diesem Abend in Kaisheim ganz eindeutig, was der guten Laune im Publikum aber keinen Abbruch tut. Und so wirbelt Davis über zwei Stunden auf der Bühne, streut weise Ratschläge seines Opas aus Uganda ein („Wenn dir die Sonne aus deinem Hintern strahlt, hast du wenigstens immer Licht“), berichtet über seine Treffen in der Herrengruppe mit dem bescheidenen Namen „Die Weltherren der Götter“, zerstört vor lauter Energie auf der Bühne sein Wasserglas und singt spontan als Udo Lindenberg einem im Publikum sitzenden Ehepaar ein Ständchen zum 33. Hochzeitstag. Man muss diesen sympathischen und witzigen Rheinländer mit „360 Grad Schokoladenseite“ einfach gernhaben.
"Mozart googeln" mit Michael Sens in Kaisheim
Mit seinem neuen Programm unterhielt der Kabarettist Michael Sens sein Publikum im Kaisheimer Thaddäus. Dabei war er auch gekonnt musikalisch unterwegs.
Donauwörther Zeitung Nr. 94 vom 24. April 2023 * Von Elke Böcker *
Michael Sens ist nach neun Jahren Studium gerüstet für hochwertige Kabarettunterhaltung, wie er jüngst im Kaisheimer Thaddäus bewies. Foto: Elke Böcker
Kaisheim Statt Mozartkugeln …"Mozart googeln" – das ist kein Rechtschreibfehler, sondern das aberwitzige, neue Programm von Michael Sens. Der unterhielt sein – im Laufe des Abends immer stärker begeistertes – Publikum nicht nur mit Humor jenseits des Alltäglichen, sondern auch mit höchst gekonnten musikalischen Darbietungen an Klavier und Violine, ja er sang sogar. Schließlich habe er neun Jahre Musik studiert, so der Künstler, er habe den Ausgang einfach nicht gefunden.
Das Ergebnis dieses gründlichen, umfassenden Studiums konnte sich dafür umso besser hören lassen: Seine musikhistorische Nachhilfe geriet zum erfolgreichen Lachmuskeltraining. Fachkundig riet er Opern-Unkundigen zu "Cavalleria rusticana" – da hätte man den Abend mit der kulturliebenden Partnerin schon nach gut einer Stunde geschafft. Er bezeichnete – mit musikalischen Belegen – Reinhard Mey als Wiedergeburt von Walter von der Vogelweide, und mithilfe der Nationalhymne der DDR erläuterte er die Verwendung von Plagiaten quer durch die Jahrhunderte.
Eine wundervolle, witzige Zeitreise im Thaddäus
Seine Falco-Imitation "Amadeo/Hamma Deo" – ausgestattet mit Sonnenbrille – geriet zur wundersam skurrilen Zeitreise. Im Laufe des Abends bot er dann noch einer Vielzahl bekannter Komponisten – von Beethoven bis Gershwin – in einer fiktiven Fußballreportage einen munteren Spielauftritt. Pantomimische und akrobatische Verdeutlichungen seiner Analysen und Tipps zum beinahe ganzheitlichen Erlebnis werden – weit erfolgreicher als jede KI-Info.
Von ganz besonderem Reiz des "artifiziellen" Kabarettprogrammes war Michael Sens kunstreiche Idee zur Befriedung der deutschen Sprache. Man müsse die Sprache durch Entfernung der Konsonanten entkeimen, selbige seien dann durch Nasallaute zu ersetzen. Schreiben kann man so etwas kaum, doch die Gäste hatten nach anfänglicher Verwirrung hörbaren Spaß an dieser abstrusen Idee von Michael Sens. Auch seine "Aging adaption beauty farm" mit Muskelabbau-Programm und Tipps für den "One-Pack" ließen das Publikum aufhorchen.Die peinliche Sache mit dem Mieder der Künstlerin im Thaddäus
Beim Auftritt der Kabarettistin Katie Freudenschuss im Thaddäus in Kaisheim kommt es zu einer fast peinlichen Szene.
Donauwörther Zeitung Nr. 81 vom 06. April 2023 * Von Helmut Bissinger *
Eigens aus Hamburg nach Kaisheim gereist: Katie Freudenschuss. Den Abend wird sie nicht so schnell vergessen. Foto: Helmut Bissinger
Kaisheim Die Situation ist so peinlich wie skurril: Da kommt eine Künstlerin direkt aus der Garderobe auf die Bühne und prompt funktioniert die Sprechgarnitur nicht. Kein Problem, würde man denken. Aber dann: Der Sender für das Gerät ist im Mieder von Katie Freudenschuss versteckt. Da bleibt nichts andres übrig - der verdutzten Künstlerin muss Wirt und „Tontechniker“ Jürgen Panitz vor einem amüsierten Publikum „an die Wäsche“.
Beherzt fischt Panitz mit einem Griff in den Rückenausschnitt des Kleides der Künstlerin das Gerät heraus, wechselt es und nach 15 Minuten kann Katie Freudenschuss endlich mit ihrem Programm beginnen. Das Publikum klopft sich auf die Schenkel und hat die Vermutung, dass die Panneneinlage Teil des Programms ist.
Jürgen Panitz sieht das, was er erstmals in der langen Thaddäus- Geschichte erlebt hat, eher ernüchtert, während Katie Freudenschuss beweist, dass sie eine Meisterin der Stand-up-Comedy ist. Wie sie, durchaus sichtlich genervt, die Momente „umschifft“, zeigt Größe. Der Einstieg in ihr Programm ist damit natürlich verkorkst, aber was heißt Programm. Die Hamburgerin hat eher einen Leitfaden, lebt vielmehr ihr Talent als Entertainerin. Sie beobachtet ihr Publikum und merkt schnell, Daiting- Gags sind „nichts für Donau-Ries“.
Katie Freudensehuss präsentiert eine Mischung aus Kabarett, eigenen Songs und grandiosen Improvisationen. Sie plaudert mit Norbert in der ersten Reihe, entlockt ihm Persönliches und kreiert damit ein Kurz-Musical - mutig, emotional mit offenem Visier. Was früher besser war? Die Besucherinnen und Besucher haben dies vorher auf Notizzetteln skizziert. Freudenschuss greift sich willkürlich Notizen und fasst die Stichworte in Gedichte.
Die halb österreichische Hessin ist eigens aus Hamburg angereist und angesichts des Malheurs zu Beginn ihres Auftritts, wird sie den Abend nicht vergessen. Zwischendurch sorgt sie sich um Jürgen und fragt, ob sich dessen Adrenalinpegel wieder eingependelt habe. Mit großer musikalischer Vielfalt versteht sie es, die großen und kleinen Begegnungen und Begebenheiten in Worte oder Kompositionen zu fassen. Schnell versteht man, warum sie im vergangenen Jahr den Deutschen Kleinkunstpreis in der Sparte Chanson erhalten hat.
Mittlerweile gebe es dekonstruiertes Essen, und das nimmt sie zum Anlass eine dekonstruierte Konstruktion von „Atemlos“ auf die Bühne zu bringen.
Die Interaktion mit dem Publikum ist die Stärke von Freudenschuss. Ihre Geschichten sind verrückt und doch ganz nah am wahren Leben. Gegen die Schwermut kämpft sie mit feiner Ironie und gegen die Übel der Welt mit Boshaftigkeit. Am Ende hat sie viele Gags, aber sie vermögen nicht jene höchst amüsante Anfangsszene mit dem Headset zu toppen.
„Normal ist das nicht!“ – Martin Zingsheim begeistert das Publikum
In einer Welt, die wir als „normal“ betrachten, zeigte Kabarettist Martin Zingsheim im Kaisheimer Thaddäus mit Charme und Witz die menschlichen Abnormitäten.
Donauwörther Zeitung Nr. 73 vom 28. März 2023 * Von Ilona Schmid *
Gemeinsam mit seinen Musikern brachte Martin Zingsheim (Mitte) ein buntes, ehrliches und rundum humoristisches Programm auf die Thaddäus-Bühne. Foto: Ilona Schmid
Kaisheim Morgens aufstehen, Kaffee zum Frühstück, mit dem Auto an die Arbeit: Für viele Menschen sieht so der gewöhnliche Alltag aus. Aber was heißt schon „gewöhnlich“? Ist die Normalität so, wie wir sie definieren, wirklich so normal? Für Kabarettist und Musiker Martin Zingsheim ist klar: „Nein, denn wir haben alle einen an der Klatsche!“ - und das lebt er auf der Kleinkunstbühne im Kaisheimer Thaddäus mit seinem aktuellen Bühnenprogramm „Normal ist das nicht!“ auch aus.
Eigentlich würde der 39-jährige Kölner sich selbst als sehr normal bezeichnen („Ich bin Sparkassenkunde und fahre VW.“) - aber was ist in dieser verrückten Welt schon „normal“? Eine Tochter, die Ballett tanzt, und der Sohn als Fußballer? „Normalität ist ein Kampfbegriff, damit man in der Spur bleibt“, meint Zingsheim.
Dabei haben doch alle Menschen so ihre Eigenheiten: Schrittzähler, die am Ende des Tages sowieso nur acht Schritte anzeigen, oder WLAN-Namen wie „Martin Router King“ und „das gelobte LAN“ - „Normal ist das nicht!“, stellt Zingsheim fest und stößt durchweg auf lachende Zustimmung. Doch Zingsheim kann nicht nur Kabarett vom Feinsten - auch musikalisch ist auf der Bühne einiges geboten: Er selbst singt und spielt Klavier und Mundharmonika (zeitweise sogar gleichzeitig!) und wird von Claus Schulte am Schlagzeug und Martin Weber mit Geige und Gitarre unterstützt. So gelingen den dreien auch über wortgewandte Texte hinaus echte Hits, die zum Klatschen anregen.
Zeitweise erzählt der Familienvater auch aus seinem Leben: Wie schwierig er es als Vegetarier an Weihnachten habe, obwohl der Vater den Truthahn doch extra vegan füllt, oder wie der Traum vom Schauspiel durch unreine Haut zerstört wurde („Wo sollte ich mitspielen? Bei Akne X?“). Dass Hollywood bei ihm nun nur noch „Hollywut“ auslöst, liege vor allem daran, dass man sich neben John Travolta und Co. nur wie das Mittelmaß fühlen kann: „Wäre unser Leben ein Film, käme er nicht ins Kino und wir bekämen auch keinen Oscar - es sei denn, wir nennen unser Kind so.“
Auch die Pandemie macht sich der Kabarettist zum Thema. Sicher ist er sich hier in einem Punkt: Co rona sei definitiv erfunden. „Und zwar von drei Frauen, die krampfhaft überlegt haben: Wie kriegen wir Männer weltweit dazu, sich die Hände zu waschen?“
Anfangs habe man noch hoffen können, die Pandemie sei schnell vorbei. Immerhin halte etwas, das aus China kommt, erfahrungsgemäß maximal drei Monate. Doch
Zingsheim stellt nur schulterzuckend fest: „China ist eben doch eine uralte Volksrepublik.“ Dass die Pandemie gesellschaftlich tiefe Spuren hinterlassen hat, merkt der Kölner auch an sich selbst: „Hab' ich mir gedacht: Man könnte den PCR-Boden im Wohnzimmer mal neu verlegen.“
Immer wieder klingen in Zingsheims wortgewandten Witzen auch ernsthaftere Themen an: Es geht um Mitmenschlichkeit, Klimawandel, Lohngerechtigkeit für Pflege- und Erziehungsberufe und die Zukunft. „Die Zukunft steht vor der Tür, ich mach nicht auf!“, lautet seine zynische Devise in einer Welt künstlicher Intelligenz im neuen Benz, Familienfotos in der Cloud und dem Baby, das statt per Kaiserschnitt irgendwann per Zoom-Konferenz kommt.
War früher wirklich alles besser? Ein Blick ins Mittelalter genügt Zingsheim, um zu sagen: hygienetechnisch eher nicht. Und die Studenten der wilden 60er, die auf der Straße waren, gebe es auch heute noch: „Nur sitzen die heutzutage unter Heizpilzen.“
Nach gut zwei Stunden stimmen Zingsheim und seine Musiker zum letzten Lied an: Ein „Happy End“ für alle wünscht sich der Comedian in seinem melancholischmusikalischen Abschluss und eins ist gewiss: Diesen Abend hat er zum Happy End des Publikums maßgeblich beigetragen!
Mia Pittroff wandelt in Kaisheim zwischen nett und böse
Wie sich die Kabarettistin Mia Pittroff bei ihrem Auftritt im Thaddäus in Kaisheim ganz behutsam in die Herzen ihres Publikums schleicht.
Donauwörther Zeitung Nr. 66 vom 20. März 2023 * Von Helmut Bissinger *
Plauderte im Thaddäus in Kaisheim amüsant aus dem Leben: Kabarettistin Mia Pittroff. Foto: Helmut Bissinger
Kaisheim Sie wagt den Spagat. Auch in ihrem neuen Programm „Wahre Schönheit kommt beim Dimmen“. Mia Pittroff ist eine Kabarettistin, die auf schmalem Grat wandelt. Sie spricht ihr Publikum direkt an, greift Zwischenrufe auf und versucht, wie sie selbst sagt, vordergründig nett, hintersinnig böse zu sein. Nach diesem Prinzip agiert sie auch auf der Kleinkunstbühne des Thaddäus in Kaisheim - und erntet viele Lacher.
Die gebürtige Fränkin schnappt ihre treffsicheren Beobachtungen und Pointen da auf, wo sie sich gerade bewegt: zwischen Provinz und Großstadt, Dialekt und Hochdeutsch, zwischen Kindern und Karriere und nicht zuletzt zwischen den Jahren. Es ist schwer, sie in eine Kabarett- oder Comedy- Schublade zu stecken.
Man merkt Pia Pittroff an, dass sie vor ihrer Kabarett-Karriere als Poetry-Slamerin auf den Bühnen unterwegs war. Ihre Kinder sind es, aber auch ihre Eltern, die sie immer wieder ins Spiel bringt.
Und Mia Pittroff fragt sich, was denn nun der Virologe Christian Drosten mache, da Corona ja in den Hintergrund gerückt sei. Sie habe ihm geschrieben, wisse sie doch als Künstlerin, wie es sei, wenn man plötzlich nichts mehr zu tun habe.
Während sie darüber sinniert, wie oft sie ihre Passwörter ändern müsse („mein digitales Bauch-Beine-Po-Programm“), springt sie zur Politik. Sie sei wohl erfunden worden, um das Volk mit Kugelschreibern zu versorgen. Am liebsten seien ihr jene, die von der AfD im Wahlkampf verteilt würden, „weil die klaut dir im ICE keiner“.
Zurück bleibt die Tochter einer dieser jung gebliebenen Menschen im besten Alter, die den Endspurt ihres Lebens als Leistungssport betreiben. Der Vater, ein ehemaliger Verwaltungsangestellter bei der Stadt, kauft sich ein tolles neues Fahrrad, dessen Lenkstange auch als Hüftgelenk einsetzbar ist. Andere überqueren die Alpen, statt gelassen auf den Postboten oder den Tod zu warten.
Schließlich nötigt die knapp 40-Jährige ihre aufmerksamen Zuhörerinnen und Zuhörer dazu, sich als Sommer-Publikum zu offenbaren. Ja, meint sie dann, „der Sommer ist Helene Fischer unter den Jahreszeiten“.
Mit Charme und jeder Menge Liebreiz beweist die studierte Germanistin, dass sie auch derb kann. Bei allem Schalk blitzt ständig der schwarze Humor heraus. Zwischendurch singt sie mit überraschend kräftiger Stimme, während sie sprachlich eher leise und zurückhaltend erscheint.
Gerade dieser Kontrast ist es wohl, der die Unterschiede so deutlich macht: nett und freundlich in Ausdruck und Stimme, doch scharf und hintersinnig im Text.
Andreas Rebers ist in Kaisheim ätzend und hochmusikalisch
Der Kabarettist Andreas Rebers liebt die Kleinkunstbühne Thaddäus und hat dort sein neues Programm getestet.
Donauwörther Zeitung Nr. 65 vom 18. März 2023 * Von Helmut Bissinger *
Probierte bei einer Vorpremiere auf der Thaddäus-Bühne in Kaisheim sein neues Programm: der Kabarettist Andreas Rebers. Foto: Helmut Bissinger
Kaisheim „Dieser Ort gehört zu den schönsten und liebevollsten, an denen man sein Geld verdienen kann.“ Das hat Andreas Rebers ins Gästebuch der Kleinkunstbühne Thaddäus in Kaisheim geschrieben, als er dort erstmals gastierte. Seitdem ist der Kabarettist mehrmals zurückgekehrt. Diesmal in einer besonderen Mission: Er wollte sein neues Programm „rein geschäftlich“ in einer Vorpremiere vor Publikum testen.
Wenn er es nun in diesen Tagen in Freiburg, Singen, Wien und Bonn präsentiert, könnte es durchaus sein, dass das Publikum ganz andere Schwerpunkte im Programm von Rebers erlebt. Er wird die Überlängen herausnehmen und sehr wohl registriert haben, dass seine politischen Passagen zum Schmunzeln, aber nicht für Lacher geeignet sind.
In den vergangenen Jahren hat man Rebers in ganz unterschiedlichen Rollen kennengelernt: als Hausmeister des Herrn und Blockwart Gottes, als Exorzist, Volkskommissar für Rache und Vergeltung oder als beliebter Erfinder der Dachlattenpädagogik. Jetzt also ein Rebers, der die Moral-Weltmeister karikiert – mit Außenministerin Annalena Baerbock als „Zeitgeist-Nutte“ oder Robert Habeck in der Rolle des „zärtlich“ Entschlossenen.
Politik, Religion und gesellschaftliche Strömungen sind Thema bei Rebers
Die Corona-Zeit hat den knapp 65-Jährigen offensichtlich kaum verändert: Er ist ätzend und hochmusikalisch, er ist ironisch und witzig, manchmal auch läppisch. Auch diesmal fesselte er das Publikum wegen seiner Aktualität. „Die Deutschen von heute sind doch nicht besser als die Deutschen von damals“, ruft der Kabarettist ins Auditorium, das verlegen lächelt.
Das Gegenteil von Zukunft ist für Rebers die Herkunft. Klingt schwierig, ist es in manchen Passagen auch. Muster sind nicht sein Ding. Und so vertändelt er sich eben auch, wohl wissend, dass er dabei ist, die Pointen vor der eigentlichen Premiere im intimen Rahmen des Thaddäus auszuprobieren. Rebers blickt auch auf die Monate der Krise zurück. „Und Corona ist noch nicht vorbei. Erst, wenn es auch eine deutsche Variante gegeben hat.“
Andreas Rebers schaut im Thaddäus in Kaisheim genau hin
Politik, Religion und gesellschaftliche Strömungen sind seine Themen, die er auch in seinen Liedern aufgreift, sich selbst am E-Piano begleitend. „Betreutes Denken“ wie im Fernsehen gibt es bei ihm nicht. Durch die Spielzeit zieht sich Sabine Hammer, seine alleinerziehende Nachbarin. Sie muss für Vergleiche herhalten – eine Figur, die auch schon in den vorherigen Programmen des vielfach ausgezeichneten Kabarettisten eine tragende Rolle spielte.
Rebers schaut den Menschen auf den Mund. Besonders gern Annalena Baerbock mit ihrer „feministischen Außenpolitik“. Er begegnet Nachbarn wie jenem Fliesenleger, den er als Meister der Fuge kennengelernt habe. Dieser zweifele, ob es Corona überhaupt gegeben und ihn gefragt habe, ob Covid-19 in Wirklichkeit nicht eine Erfindung der Plexiglas-Mafia gewesen sei.
„Sieht aus wie Blumenkohl, kann aber mehr!“
Kabarettist Werner Koczwara sorgt mit seiner Analyse des menschlichen Gehirns für Lacher im Kaisheimer Thaddäus.
Wie er Humor und Medizin verbindet.
Donauwörther Zeitung Nr. 61 vom 14. März 2023 * Von Daniel Weigl*
Seziert das Gehirn mit Humor: Werner Koczwara in der Kleinkunstbrauerei Thaddäus in Kaisheim. Foto: Daniel Weigl
Kaisheim Als einen „blitzgescheiten Schwaben mit einer Vorliebe für bayerischen Schweinebraten“, stellte Thaddäus-Wirt Jürgen Panitz den Kabarettisten Werner Koczwara dem Publikum in der Kleinkunstbrauerei vor. Tatsächlich konnten die zahlreichen Gäste an diesem Abend in Kaisheim nicht nur herzhaft lachen, sondern auch etwas lernen. In seinem Programm „Mein Schaden hat kein Gehirn genommen!“, stellte der vom Spiegel als „Erfinder des juristischen Kabaretts“ bezeichnete Schwabe, seine Fähigkeiten als „Humor-Mediziner“ unter Beweis. Mit anschaulichen Bildern und medizinischen Studien versuchte Koczwara dem Ursprung des Humors in unserem Gehirn auf den Grund zu gehen.
Dabei zerlegte er das wichtigste Organ des menschlichen Körpers in seine Einzelteile. Wer an einen trockenen Medizinvortag denkt, der täuscht sich. Koczwara schaffte es, komplexe medizinische Prozesse auf seine eigene Art dem Kaisheimer Publikum verständlich zu vermitteln. Das Reptiliengehirn, das für essenzielle Körperfunktionen zuständig ist, verglich der Kabarettist mit einem schwäbischen Hausmeister, der im ständigen Konflikt mit dem Neocortex steht und nichts Neues ausprobieren will. Wie sehr vereinzelte menschliche Gehirne Hilfe benötigen, veranschaulichte Koczwara anhand von unsinnigen Warnhinweisen auf Produkten. „Kleidung nicht am Körper bügeln!“ oder „Das Kind vor dem Einklappen des Kinderwagens herausnehmen! “. Anscheinend gäbe es Menschen, die solche Warnhinweise benötigen, wunderte sich Koczwara.
Ohnehin weigere sich der Mensch, seine eigene Intelligenz zu messen. „Ein IQ-Test ist wie eine Darmspiegelung. Man schiebt den Termin lange hinaus, weil man Angst vor dem Ergebnis hat.“ Der 65-Jährige, der sich unter anderem als Autor von Harald Schmidt und „Verstehen Sie Spaß?“ einen Namen gemacht hat, beleuchtete nicht nur das Gehirn („sieht aus wie Blumenkohl, kann aber mehr“) in all seinen Facetten, sondern stellte auch die gravierendsten Unterschiede zwischen Männern und Frauen heraus. So erläuterte der Kabarettist aus Schwäbisch- Gmünd nicht nur warum Männer in Schubladen denken und die Denkprozesse bei Frauen einem verworrenen Wollknäuel ähneln, sondern hatte auch die Erklärung parat, warum eine Frauen-Minute länger dauert als eine Männer-Minute.
Das Publikum konnte viel lernen
Ja, das Kaisheimer Publikum lernte viel an diesem Abend. Etwa, dass Einsteins Relativitätstheorie entstand, als er auf seine Frau im Badezimmer wartete oder warum die Seitenbacher Werbung im Hirn einer Achterbahnfahrt gleicht. Auch Ängste waren ein Thema: wie etwa Halitophobie (Angst vor Mundgeruch) oder Hippopotomonstrosesquippedaliophobie (Angst vor langen Wörtern). Um diese nicht hervorzurufen, lautet das Fazit des Abends kurz und prägnant: lustig, lehrreich, listig.
Mit dem "Blauen Ballon" von Kaisheim nach Karelien
"Expromt" gastiert als Trio auf der Kleinkunstbühne "Thaddäus" und bringt wunderbare Klangwelten mit, die zusammenrücken lassen.
Donauwörther Zeitung Nr. 54 vom 06. März 2023 * Von Elke Böcker *
In Trio-Formation begeisterte das Quartett "Exprompt" im "Thaddäus". Der Vierte im Bunde konnte nicht ausreisen. Foto: Elke Böcker
Kaisheim Einen mitreißenden Abend erlebten die Gäste im Thaddäus von Kaisheim mit der karelischen Gruppe „Exprompt“. Bereits zum zweiten Mal gastierte die Band in der ehemaligen Brauerei, diesmal jedoch nur zu dritt, da dem Kontrabass-Musiker, Eugeny Tarasenko, die Ausreise nicht möglich war. Die russischen Musiker, deren Heimat an der Grenze zu Finnland liegt, wohin sich Karelien ebenfalls erstreckt, begeisterten unter dem Titel „Der blaue Ballon“ mit einem höchst abwechslungsreichen, vielschichtigen Programm.
Zu ihrem spannenden Repertoire - auf ihren zum Teil recht ungewöhnlichen Instrumenten - gehörten russische Volkstänze, aber auch Melodien von Strawinsky, Glinka, Tschaikowsky oder Paganini. Weltmusik, Straßenmusik, Tanzmusik, Ballettmusik, Klezmer, Volksmusik - ein bunt gemischtes Repertoire sorgte für eine ganz besondere Stimmung. Dabei faszinierte das geradezu unheimlich virtuose Spiel von Olga Kleshchenko an der Domra, dem ältesten belegten Volksmusikinstrument Russlands. Die unter Zar Alexei I. verbotene Domra fand erst Ende des 19. Jahrhunderts zurück in die Musikwelt, ja gar in die Orchesterwelt. Dieses dreisaitige Lauteninstrument ist ein Vorläufer der in Westeuropa besser bekannten Balalaika.
Olgas Ehemann Alexey Kleshchenko brillierte eben auf einer solchen Balalaika, demonstrierte gar, dass es sich beileibe nicht um ein leicht zugängliches Volksinstrument handelt, sondern lotete sämtliche Stimmungen und Klangfarben gekonnt aus. Als Dritter im Bunde beeindruckte Alexey Dedyurin an seiner Bajan, der osteuropäischen Form des chromatischen Knopfakkordeons. Er entlockte seinem Instrument Klänge, die von den Tönen einer Flöte über die einer Oboe bis hin zur Orgel reichten: fein und leise oder mächtig und kraftvoll mit tiefem Sound.
Gemeinsam erschufen die drei Vollblutinstrumentalisten eine wunderbare Klangwelt, die die Menschen aller Welt nah zusammenrücken lässt. So gab es eine Tarantella aus Süditalien, eine polnische Polka und den in allen slawischen Ländern beliebten temperamentvollen Tanz „Tziganitszhka“. Walzermelodien durften ebenso wenig fehlen, wie der bekannte „Säbeltanz“ als Zugabe. Natürlich ließen die drei auch das Lied vom „Blauen Ballon“ erklingen, eine Weise, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor allem bei Arbeitern in St. Petersburg beliebt war. Gefühle wie Lebensfreude, Vitalität, Melancholie und Liebe fanden ihre musikalische Entsprechung und berührten das Herz der zahlreichen Zuhörer. Welch schöner Abend.
® Weitere Informationen zum gewohnt bunten Programm im „Thaddäus“ gibt es unter www.kleinkunst- kaisheim.de unter „Veranstaltungen“.
Am Aschermittwoch ist alles vorbei? Nicht im Thaddäus
Die Kleinkunstbühne in Kaisheim hatte zum traditionellen Fischessen mit Bühnenprogramm eingeladen.
Und da zeigte sich, dass auch in der Fastenzeit noch Gaudi sein darf.
Donauwörther Zeitung Nr. 47 vom 25. Februar 2023 * Von Elke Böcker *
Flavia und Reiner Panitz gaben dem Aschermittwoch im Thaddäus eine nachdenkliche, aber auch pfiffige und hintersinnig-komische Note.
Foto: Elke Böcker
Kaisheim Am Aschermittwoch ist normalerweise ja alles vorbei. Die ganze Faschingsgaudi hat ein Ende und der Ernst des Lebens hat uns wieder ... - Ganz anders freilich verhält es sich in der Kleinkunstbühne Thaddäus in Kaisheim. Da ging’s am Aschermittwoch erst so richtig los. Mit der neuen Spielsaison nämlich, und die hat es - hintersinnig, komisch, tiefgründig - einmal mehr in sich. Zwar gab es - zu Beginn der Fastenzeit - ein obligatorisches, sehr köstliches Fischmenü, doch noch viel schmackhafter geriet das herzerfrischende Bühnenprogramm von Mehlprimel Reiner Panitz und dessen Tochter Flavia , die sich auf der Bühne so wunderbar ergänzen.
Die Besucher hatten sichtlich Vergnügen an den melodischen Instrumentalstücken, die auf Hackbrett und/ oder mit der Gitarre zum Besten gegeben wurden. Sie wurden erheitert von feinem Spott oder kuriosen, eloquenten Sprachspielen, von leiser Ironie und Wortwitz. Der entspannte Abend im Gewölbe des wunderschönen Wirtshaussaals ließ - jenseits von lautem Techno und langweiliger Systemgastronomie - kaum Wünsche offen.
Flavia und Reiner beherrschen gekonnt den Wechsel zwischen feinsinnigem bis schrägem Witz und emotionalen Klängen. Wildwest-Musik am Hackbrett, Landler an der Harfe, schottische Melodien oder ein temperamentvoller Rumba mit Gitarre erfreuten die Gäste und sorgten für überraschende Momente. Bekannte geschichten und Lieder wie zum Beispiel von den "Fliegenden Untertassen" oder "Senioren, Senioren" aus dem Munde von Reiner Panitz ließen die Herzen langjähriger Mehlprimel-Fans - doch nicht nur diese - höherschlagen. Mit dem „Hauptmann-Lied“, einem Anti-Kriegs- Lied, das Flavia voll des jugendlichen Gefühls und mit schöner Stimme interpretierte, rückte der Ukraine-Krieg ganz nah. Ebenso bewegend gestaltete sie das Lied von den Kranichen, die mit ihrer Trauer ziehen. Das war eindringliche Musik direkt aus der Ukraine.
Doch weil das Leben viele unterschiedliche Facetten hat und bei Weitem nicht nur Trauer, Angst und Tod dazu gehören, durften auch gewohnt komische Texte wie „Allein im Ortsverein“ oder rund ums Essen wie der - herrlich realistisch - vom "Googles Pizzaservice" nicht fehlen. Kuriositäten, Hindernisse, ja der ganz normale Wahnsinn inbegriffen. Lachen gehört in der Mehlprimel-Welt eben auch dazu, genauso wie ein poetisches Bellman-Lied als Zugabe.
Das nächste Mal tritt das starke Vater-Tochter-Ensemble am Montag, 10. April, zusammen auf. Dann liefert es „Volle Familienpackt im Thaddäus ab. Der Kartenverkauf läuft bereits. Doch voher haben Liebhaber der Kleinkunst noch einige andere Gelegenheiren, sich den einen oder anderen schönen Abend bei der dortigen Kleinkunstbühne zu gönnen: An 3. März gastiert das karelische Exprompt-Quartett unter dem Motto „Der blaue Ballon“ und mit viel Spielleidenschaft in Kaisheim. Am 17. März wird es mit Mia Pitroffs Programm „Wahre Schönheit kommt beim Dimmen“ humorvoll und hintergründig. Wetere Informatinen zum Programm gibt es im Internet unter kleinkunst-kaisheim.de unter "Veranstaltungen".
Lüttichau kann weit mehr als nur Staller
Der Schauspieler und Komiker Helmfried von Lüttichau - bekannt als Teil eines TV-Duos - trat im „Thaddäus“ auf.
Donauwörther Zeitung Nr. 45 vom 23. Februar 2023 * Von Barbara Würmseher *
Man kennt Helmfried von Lüttichau vor allem als die zweite Hälfte des Femseh-Duos „Hubert und Staller“. Im „Thaddäus“ zeigte er, dass er auch solo kann. Es war ein urkomischer Abend. Foto: Barbara Würmseher
Kaisheim „Hubert und Staller“ ist für Freunde der gepflegten Krimikomödie ein Muss. Ebenso genießt die Fortsetzung dieser TV-Serie „Hubert ohne Staller“ wohl einen hohen Beliebtheitsgrad. Jetzt aber gab es die umgekehrte Variante live im Kaisheimer „Thaddäus“ zu erleben - quasi also „Staller ohne Hubert“, denn Schauspieler Helmfried von Lüttichau trat ohne seinen langjährigen Duo-Partner auf. Diesen Typ aus dem Fernsehen von Angesicht zu Angesicht erleben zu können, war wohl auch der Grund für die rege Nachfrage nach Karten. Das „Thaddäus“ platzte jedenfalls aus allen Nähten.
Eigentlich hieß die Nummer ja „Plugged - ein Soloprogramm“, die da über die Kleinkunstbühne geht. Doch natürlich sind Ähnlichkeiten mit der Rollenfigur Staller nicht ganz von der Hand zu weisen. Natürlich bringt der Protagonist ein Stück weit den skurrilen Polizisten mit nach Kaisheim. Und natürlich kokettierte Lüttichau selbst auch damit, dass er Teil eines gefühlt fast unzertrennlichen Paares sei - ähnlich wie „Dick und Doof“, die er als Beispiel erwähnt.
Doch diese Facette seiner Persönlichkeit ist nur eine von vielen. Um ihn besser kennenzulernen, folgt das Publikum seinem Lebenslauf, den Lüttichau nur zu gerne preisgibt - charmant, augenzwinkernd und mit dem Fokus auf den ganz normalen Wahnsinn, der sich mitunter einschleicht. Eigentlich spricht Lüttichau sogar von einer „Lebensbeichte“ und die gleicht einem Zickzack-Kurs.
Kindheitserinnerungen führen in die Schulzeit, in der er unter Miss-Piggy-Körper und Prinz-Eisenherz-Frisur zu leiden hatte. In der Pubertät ging es weiter und schließlich entwickelte er eine „Adipositas emotionalis“ - also ein „gefühltes Zu-dick-Sein“. Er outet sich als „Bewegungslegastheniker mit der Begabung zur Ungeschicklichkeit“, gleichzeitig aber auch als Dialekt-Talent, das nahtlos zwischen Plattdeutsch, Bayerisch, Sächsisch, Wienerisch, Hessisch und Schwäbisch hin- und hergleitet.
Kaum zu glauben, dass der Schauspieler eigentlich aus dem hohen Norden kommt. Denn vor allem das Bayerische kommt ihm höchst geschmeidig über die Lippen, wie er nicht nur am Beispiel der Gemeinde „Guiching“ (Gilching mit drei ui) beweist.
Auch musikalisch ist er nicht an einem Genre festzumachen. Angefangen hat er mit Blockflöte, dann stieg er auf Geige um, die er im Gruppenunterricht erlernte: „Können Sie sich das vorstellen? Alle haben eine Geige, aber keiner kann sie spielen - am wenigsten der Lehrer.“ Aber eigentlich ist Helmfried von Lüttichau ein verhinderter Rockstar, der auch „Knocking on Heaven’s Door“ drauf hat.
Gerne erzählt er alte Witze - zumal solche, die andere vor ihm erfunden haben. Immerhin schmückt er sich nicht mit fremden Federn, sondern kokettiert geradezu damit: „Gute Witze kann man im Sinne der Nachhaltigkeit immer wieder aufwärmen. Immer wenn’s heute Abend besonders witzig ist, ist es nicht von mir.“
Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Denn neben Karl Valentin und anderen Favoriten gibt auch die höchst eigene Lüttichau-Komik immer wieder Anlass zum Lachen. Ob es die Klebe-Blumen auf der Schlaghose sind, denen er in Jugendtagen den Spitznamen „Pril“ zu verdanken hat, ob es die skurrilen Episoden von der Schauspielschule sind und der leicht sadistisch angehauchte Direktor ist, über den er an die Toilettenwand schreibt „Macht aus dem Wiener ein Würstchen“ - seine eigene Lebensgeschichte gibt ihm immer wieder Anlass, eine amüsante Note zu finden.
Aber Helmfried von Lüttichau kann auch leise. Da rezitiert er ein Gedicht von Robert Gernhard, oder singt ein Wiener-Lied von Paul Hörbiger („...denn der Herrgott weiß immer, warum!“) oder hat eigene nachdenkliche Gedanken im Programm. Man spürt, dass hinter der Gaudi ein Mensch - auch - mit Tiefgang steckt.